Bauschaum: Der ultimative Ratgeber

Von | 23. Oktober 2018
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Bauschaum wird zum Füllen, Dichten, Dämmen oder Fixieren verwendet. Diese Produkte können je nach Inhaltsstoffen, Region oder Anwendung auch als Montage-, Bau-, Füll-, Dämm- oder Isolierschäume bezeichnet werden. Aber auch unter PUR- und PU-Schaum sind sie bekannt und werden im Bau eingesetzt. Es werden zwei Varianten angeboten: Der Einkomponentenschaum (K1) und der Zweikomponentenschaum (K2).

Montageschaum kommt überall dort zum Einsatz, wo Risse abzudichten sind, Hohlräume aufgefüllt werden müssen oder Fenster und Türen eingesetzt werden. Polyurethanschaum, kurz PU-Schaum genannt (Bauschaum) wird im Bau nicht nur zum Abdichten, Füllen, Dämmen, Fixieren und Isolieren genutzt, sondern auch zum Kleben. Für jeden Bereich gibt es den passenden Schaum.

Im privaten Bereich spielt der ökologische Faktor eine große Rolle. Beim Bau (im professionellen Bereich) werden hingegen Bauschäume verwendet, die schneller Durch- bzw. Aushärten, damit andere Gewerke ihre Arbeit fortsetzen können.

Im Ratgeber wird erklärt, welche Hauptbestandteile Bauschaum hat, welche Unterschiede zwischen K1 und K2 bestehen und ob Bauschaum der Gesundheit schaden kann.

Bauschaum – Was sind die Hauptbestandteile?

Der Großteil der Bauschäume beruht auf dem Stoff Polyurethan (PU). Die Bauschäume haben einen Dämmwert, der vergleichbar mit einer PU-Platte ist. Einige Bauschäume sind auf Acrylbasis hergestellt. Der Nachteil bei den Acrylbasis Schäumen (Acrylate) ist, dass diese nicht frostbeständig sind.

Polyurethanschaum Hauptbestandteile

Flüssiggas + 1 Teil Polyol+ 2 Teile Isocyanat = 1 Teil Isocyanat + Luftfeuchtigkeit = Polyurethan Schaum (PU-Schaum)

Merkmale und Anwendungen vom Bauschaum

K1 – Einkomponentenschaum

Die Aufbewahrung von Einkomponentenschaum (K1) erfolgt in Aerosoldosen (Druckbehälter), die vor Gebrauch gut geschüttelt werden müssen. Der K1 Bauschaum wird aus Polyol und Isocyanat gemischt, daraus entsteht Prepolymer. Der Bauschaum quillt beim Aufspritzen auf die Fläche auf und wird durch die Luftfeuchtigkeit ausgetrocknet. Es wird also kein zusätzlicher Härter benötigt. Sollte nicht genügend Luftfeuchtigkeit vorhanden sein, kann mit einem Blumenspritzer die Fläche leicht angefeuchtet werden.

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Nach kurzer Zeit (ca. 10 Minuten) kleben die Flächen nicht mehr und eine Nacharbeit, wie das Abschneiden von Überständen, kann nach ca. 45 bis 60 Minuten erfolgen. Eine komplette Aushärtung des Bauschaums erfolgt nach ca. 5 Stunden. Es sollten immer die Herstellerangaben für die Aushärtungs- und Bearbeitungszeiten beachtet werden. Die Angaben können je nach Hersteller variieren.

Die Verarbeitung von Einkomponentenschaum ist sehr unkompliziert und einfach und auch für Laien sehr gut geeignet. In geschlossenen Hohlräumen sollte dieser Bauschaum nicht verwendet werden, da immer eine Feuchtigkeit vorhanden sein muss, damit der Montageschaum austrocknet.

Mit einer Schaumpistole kann der Einsatz von Einkomponentenschaum zielgerichtet und sparsam erfolgen. Dazu wird die Dose in die Schaumpistole eingesetzt. Das Ventil der Dose wird nach oben auf die Schaumpistole aufgeschraubt. Wurde der Bauschaum nicht komplett verbraucht, sollte die Schaumpistole auf der Dose aufgeschraubt bleiben. Verschmutzungen sollten zudem gleich nach Gebrauch entfernt werden. Wird die Schaumpistole längere Zeit nicht verwendet, muss diese mit einem speziellen Reiniger gereinigt werden.

Die Aushärtung des Schaums erfolgt von außen nach innen. Faktoren, die für die Aushärtung sehr ungünstig sind, sind eine zu niedrige Umgebungstemperatur und Umgebungs-Luftfeuchtigkeit. Es wird eine Luftfeuchtigkeit von mindestens 30 Prozent benötigt und die Temperaturen sollten zwischen 15 bis 25 °C liegen. Aber auch bei 5 bis 30 °C ist der Einsatz von Montageschaum möglich.

K2 – Zweikomponentenschaum

Auch der Zweikomponentenschaum wird in einer Druckflasche aufbewahrt. Der Unterschied hier ist, dass der Inhalt komplett aufgebraucht werden muss. Zweikomponentenschaum, der Name sagt es schon, besteht aus zwei Bestandteilen. Diese sind bei der Aersosol Variante in getrennten Bereichen der gleichen Druckflasche untergebracht und werden erst nach Aktivierung miteinander vermischt. Danach hat man einen gewissen Zeitraum zur Verfügung, in welchem die Verarbeitung erfolgen muss. Bei der Doppelkartuschen Variante hingegen sind beide Komponenten in getrennten Druckflaschen enthalten und werden im Mischrohr während des Aufbringens zusammengeführt.

Der K2 Schaum benötigt keine Feuchtigkeit für die Aushärtung und ist somit auch für Hohlräume geeignet. Ohne Härtemittel, dem zweiten Bestandteil, würde der K2 Zweikomponentenschaum genauso reagieren wie der K1 Komponentenschaum. Durch den zusätzlichen Inhaltsstoff findet allerdings ein schnelleres Aushärten statt.

Der Untergrund darf für die Verwendung von dem Zweikomponentenschaum nicht angefeuchtet werden, denn der K2 härtet selbstständig aus, ohne benötigte Feuchtigkeit. Die Verarbeitung von Zweikomponentenschaum muss sehr zügig erfolgen. Sobald die Aktivierung erfolgt ist, muss die Dose mit dem Ventil nach unten gehalten werden und sofort geschüttelt werden. Dann kurz warten (ca. eine halbe Minute) und nochmals schütteln.

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Nach wenigen Minuten muss der Zweikomponentenschaum verarbeitet sein und die Dose komplett leer sein. Nach etwa 20 Minuten kann eine Nacharbeit erfolgen und die Überstände abgetrennt werden. Achtung! Nicht gleich im feuchten Zustand Überstände entfernen. Voll ausgehärtet und belastbar ist der Montageschaum K2 nach ca. 120 Minuten. Der Zweikomponentenschaum schließt wasser- und luftdicht ab und besitzt eine höhere Festigkeit als der Einkomponentenschaum.

Fazit

Einkomponentenschaum (K1) benötigt für das Aushärten Feuchtigkeit. Beim K2 (Zweikomponentenschaum) wird keine Feuchtigkeit benötigt, da das Aushärten durch eine chemische Reaktion erfolgt. Der Zweikomponentenschaum ist spreizdruckfrei, die Festigkeit ist höher, er wird schneller fest und ist gut geeignet für Hohlräume.

Umgang mit Bauschaum

Beim Verarbeiten von Bauschaum sollten Handschuhe, Atemschutzmaske und auch eine Schutzbrille getragen werden. Auch ist eine gute Durchlüftung der Räume sehr wichtig. Um einen Halt des Bauschaums zu gewährleisten, sollte die Fläche fest, fett- und staubfrei sein. Bauschaum ist zudem sehr schwer zu entfernen, deshalb sollten andere Flächen mit einer Abdeckung abgedeckt werden.

Kann Bauschaum gesundheitsgefährdend sein?

Im Bauschaum sind Methylendiphenyldiisocyanate (MDI) bzw. Isocyanate enthalten. Diese Wirkstoffe werden als gesundheitsgefährdend eingestuft. Durch den Stoff können Haut- und Augenreizungen, sowie Atemwegserkrankungen hervorgerufen werden. Besonders kann dieser Stoff aber auch der Auslöser für Krebserkrankungen sein. Nach der vollständigen Aushärtung geht jedoch keine Gefahr mehr von MDI aus.

Stoffe, die nicht so stark gesundheitsgefährdend sind, werden an dem EC1-Plus-Siegel erkannt. Diese Montageschäume sind auf ökologischer Basis hergestellt. Die Nachteile sind eine längere Trocknungszeit und ein höherer Preis.

Ist Bauschaum noch verwendbar, obwohl die Dose angebrochen ist?

Beim K1 Bauschaum ist es wichtig, dass er luftdurchlässig und trocken gelagert wird. Der Sprühkopf muss gereinigt sein. Es ist aber nicht sicher, ob er noch zu verarbeiten ist. Der Zweikomponentenschaum ist nach Anbruch jedoch nicht mehr verwendbar, er sollte immer sofort aufgebraucht werden.

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Kann Bauschaum recycelt werden?

Egal ob K1 oder K2 Bauschaumdosen, in Deutschland zählen diese zum Sondermüll. Sie werden speziell entsorgt und dürfen nie in Restmüll, Gelben Sack, Altmetallcontainer, Sonderabfallverbrennung oder Baumischabfall entsorgt werden. Zwei Varianten für die Entsorgung gibt es:

  1. einzelne Dosen nimmt die lokale Müllabfuhr mit oder können Baumarkt abgeben werden
  2. bei größeren Mengen Lizenzgeber anrufen (auf der Bauschaumdose befindet sich das Logo) und die abzuholende Menge angeben. Wird kostenfrei abgeholt.

Kann Bauschaum entfernt werden?

Der Bauschaum soll ja auf lange Zeit beständig sein. Deshalb ist er nicht so leicht zu entfernen. Kommt doch einmal Bauschaum auf eine Fläche, so sollte dieser gleich mit einem Tuch entfernt werden, bevor er aushärtet. Wird es zu spät bemerkt, kann mit einem Spachtel oder Cuttermesser versucht werden, den Bauschaum zu entfernen. Das ist jedoch sehr aufwendig.

Besser ist der Einsatz von PU-Schaumentferner. Dieser löst die Schaumstruktur (Schaum wird flüssig) und er löst sich ab. Schaumentferner sind aggressive Chemikalien und nicht für alle Materialien geeignet (nicht für eloxiertes Aluminium). Aus diesem Grund sollte er vorher an einer unauffälligen Stelle getestet werden.

Woran ist hochwertiger Bauschaum zu erkennen?

Hochwertiger Bauschaum ist an einigen Faktoren zu erkennen:

  • CE-Kennzeichnung (Entsprechen der EU-Verordnung) und der Angabe von EN 15851
  • besitzt eine hohe Formstabilität
  • Schaumstruktur ist feinzellig und ohne Luftblasen
  • Haftungsspektrum ist breit
  • RAL- und EnEV-Konformität (RAL = Qualität entspricht dem Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung, EnEV = entsprechen den Anforderungen der Energieeinsparungsverordnung)

Tipps beachten bei der Verwendung von Bauschaum

Nachfolgende 6 Hinweise gilt es bei der Verwendung von Bauschaum zu beachten:

  1. für genügend Feuchtigkeit bei der Verwendung von K1 Schaum sorgen
  2. für Fenster und Türen spreizdruckfreie Schäume verwenden – spreizdruckfrei bedeutet, er quillt nach dem Auftragen nicht auf
  3. vor der Verwendung den K1 Einkomponentenschaum richtig schütteln
  4. Vorsicht vor Explosionsgefahr bei K1 Schaum, enthält Treibgas
  5. vermeiden einer Dreiflankenhaftung – Schaum sollte zwischen den Fugenflanken frei beweglich sein, um Risse und Haftablösung zu vermeiden
  6. kurze Probesprühung vornehmen – Dose oder Behälter steht unter Druck

Entsteht ein kleiner Riss im Bauschaum, so wirkt sich dies auf die Dämmfähigkeit vom Dichtstoff aus. Die Schalldämmung kann dadurch um bis zu 13 DB reduziert werden. Ein normaler PU-Schaum ist ca. 10 Prozent beweglich. Es gibt allerdings spezielle Bauschäume, die bis zu 30 Prozent beweglich sind und für den Einsatz bei Dachdecker oder Zimmermann gemacht sind.

Baustoffklassen

Genau wie andere Baustoffe wird auch der Bauschaum im Bereich der Brenn- und Entflammbarkeit in Baustoffklassen eingestuft. Die Baustoffklassen zeigen an, wo der Bauschaum eingesetzt werden darf.

  • Baustoffklasse B1– ist schwer entflammbar, jedoch i.d.R. für Brandschutztüren unzulässig
  • Baustoffklasse B2– ist normal entflammbar
  • Baustoffklasse B3– ist leicht entflammbar und nur für den Erdbereich zugelassen

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