Das Bohren zählt zu jenen Arbeiten in Haus, Garten und Werkstatt, die häufig anfallen und mit hoher Präzision erledigt werden müssen. Bilder und Hängeschränke wollen sicher aufgehängt, Standregale lastsicher befestigt werden. Der Wahl des richtigen Bohrers kommt dabei große Bedeutung zu.
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Frage, welche Bohrer für welches Material geeignet sind und gibt Tipps für den Einsatz der einzelnen Bohrertypen.
Inhaltsverzeichnis
Voraussetzungen für die Auswahl des richtigen Bohrers
Für das Gelingen einer Bohrarbeit ist die Auswahl des geeigneten Bohrers essentiell, wobei folgende Faktoren maßgeblich sind:
- Beschaffenheit bzw. Art des zu bearbeitenden Materials
- Bohrungsart
- Durchmesser und Länge des Bohrlochs
In Abhängigkeit von diesen Parametern sind jeweils unterschiedliche Bohrer zu wählen, wobei das Materialbild auf der Verpackung des Bohrers die Auswahl im Baumarkt erleichtert. Verwendungszweck, Durchmesser sowie Arbeits- und Gesamtlänge (Maßband am Verpackungsrand) sind darauf vermerkt.
Bohrungsarten
Entscheidend für die Auswahl der passenden Bohrerlänge ist die Art des zu bohrenden Loches. Man unterscheidet:
Durchgangsbohrung
Wird das Material komplett durchbohrt, handelt es sich um eine sogenannte Durchgangsbohrung. In diesem Fall sollte die Länge des Bohrers die Dicke des Werkstückes übersteigen.
Sackbohrung
Werden verdeckte Löcher etwa zum Aufhängen eines Regals benötigt, genügt eine Sackbohrung. Dabei ist der Bohrer kürzer als die Materialdicke, ist der Bohrer zu lang, kann die passende Bohrerlänge mit Klebeband markiert werden. Für Löcher mit größerem Durchmesser verwendet man am besten einen Forstnerbohrer.
Tiefbohrung
Diese Bohrart ähnelt einer Sackbohrung. Sie wird angewendet, um etwa einen Gegenstand (z.B. eine Leuchte) an Wand oder Decke zu montieren. Bei der Tiefbohrung wird ein extra tiefes Loch (Daumenregel: Lochtiefe = fünffacher Bohrerdurchmesser) gebohrt, um eine optimale Haltbarkeit des montierten Gegenstandes zu gewährleisten.
Die wichtigsten Bohrerarten
Nachstehend werden nun die wichtigsten Bohrertypen beschrieben, die der durchschnittliche Heimwerker zur Bewältigung anfallender Arbeiten in Haus, Werkstatt und Garten benötigt. Wir unterscheiden:
- Spiralbohrer
- Holzbohrer
- Beton- und Steinbohrer
- Schweißpunktbohrer
- Fliesenbohrer (Diamantbohrer)
- Stufenbohrer
- Schälbohrer
- Metallbohrer
- Glasbohrer
- Universal- bzw. Mehrzweckbohrer
Der Spiralbohrer
Dieser Bohrertyp ist ein Klassiker unter den Bohrern und für Akkuschrauber, Schlagbohrmaschinen und Bohrhämmer gleichermaßen verwendbar. Je nach Form der Schneiden für unterschiedliche Einsatzzwecke geeignet, schneidet er als Typ N mit Normalspirale Werkstoffe von mittlerer Härte wie Baustähle oder Gusseisen, während er als Typ H mit langgezogener Spirale harte Materialien, wie Hartkunststoff oder Plexiglas, problemlos durchdringt. Typ W schließlich verfügt über eine kurze Spirale, mit ihm lassen sich Leichtmetalle, Kunststoffe sowie Spanplatten gut bearbeiten.
Der Holzbohrer
Aufgrund seiner langen Zentrierspitze, die ein Vorkörnen (Vorbereiten des Lochrandes) überflüssig macht sowie seiner zwei Vorschneiden, die eine saubere Bohrung gewährleisten, eignet sich der Holzbohrer optimal für das Bearbeiten von Holzwerkstoffen aller Art. Der häufigste in Haushalten vorkommende Vertreter dieser Gattung ist der Holz-Spiralbohrer, welcher das beim Bohren entstehende Schnittmaterial mittels seiner Spirale aus dem Bohrloch befördert. Des Weiteren sind noch der Flachfräsbohrer und der Forstnerbohrer zu erwähnen, welche für Bohrlöcher mit extra großem Durchmesser konzipiert sind, wobei der Flachfräsbohrer vor allem für Bohrungen in Weichholz geeignet ist.
Der Beton- und Steinbohrer
Der Bohrer Nummer Eins für das Anbringen von Bildern oder die Befestigung von Regalen in Heim und Haus. Der Stein-/Betonbohrer weist an seiner Spitze eine widerstandsfähige Platte aus Hartmetall auf, welche den Werkstoff (wahlweise Stein, Ziegel, Kalksandstein oder Beton) gänzlich pulverisiert, der solcherart entstehende Materialstaub wird über die Bohrspirale einfach und schnell aus dem Bohrloch befördert, was das problemlose Anbringen von Dübeln ermöglicht.
Der Schweißpunktbohrer
Soll eine große Anzahl an Schweißpunkten generiert oder sehr dünnwandige Werkstücke bearbeitet werden, greift man zum Schweißpunktbohrer. Diese Bohrerart besitzt ein dreischneidiges Gewinde und repräsentiert eine Kombination aus Bohrer und Fräser, wobei die Schneiden zwar ähnlich wie beim Spiralbohrer arbeiten, allerdings deutlich weniger Rattermarken (wellige Zonen in Bohrlöchern) produzieren. Mit verkleinertem Spitzenwinkel und kleiner Schneidspitze ausgestattet, setzt der Schweißpunktbohrer direkt auf dem zu bearbeitenden Werkstück an.
Der Fliesenbohrer
Das Bearbeiten von Fliesen stellt eine Herausforderung für jeden Handwerker dar, da die Fliesenglasur besonders druckempfindlich ist und sich Risse daher schnell ausbreiten, auch kann es zu unschönen Abplatzungen am Bohrloch kommen. Daher sollte für Fliesenarbeiten stets ein für derartige Tätigkeiten konzipierter Fliesenbohrer verwendet werden. Dank seiner geschliffenen Zentrierspitze ermöglicht der Fliesenbohrer – aufgrund von auf die Schneidkante aufgetragenen Diamanten auch als Diamantbohrer bezeichnet – das punktgenaue Anbringen rissfreier Bohrlöcher in Fliesen und anderen Werkstoffen mit glasierter Oberfläche. Aufgrund der hohen Temperaturen, welche beim Fliesenbohren entstehen, empfiehlt sich die Einhaltung von Kühlpausen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Der Stufenbohrer
Stufenbohrer sind zwar nicht ganz billig, garantieren allerdings saubere Bohrungen. Ausschließlich in HSS-Ausführung (HSS = High Speed Steel – hochlegierter Schnellarbeitsstahl) sowie in verschiedenen Größen erhältlich, ist dieser Bohrer ideal für die Metall- und Blechbearbeitung, auch saubere Bohrlochvergrößerungen sind damit problemlos möglich. Stufenbohrer können stationär oder in Handbohrmaschinen eingesetzt werden.
Der Schälbohrer
Immer dann, wenn größere Bohrlöcher in besonders dünne oder schwer zu bearbeitende Materialien (z.B. Kunststoff- oder Blechrohre) zu bohren sind, sollte ein Schälbohrer zum Einsatz kommen. Dieser besteht meist aus speziell gehärteten Schneiden, welche eigens für schwer bearbeitbare Materialien – etwa dünnes Blech – konzipiert wurden. Im Fachhandel meist als dreiteiliges Set mit 3 bis 14 mm, 8 bis 20 mm und 16 bis 30 mm Bohrgröße erhältlich, emittiert dieser Spezialbohrer lediglich feine Späne, welche über den Schneidkopf seitlich entsorgt werden. Schälbohrer können sowohl mit einem Handbohrgerät als auch mit einer Standbohrmaschine (auf langsame Drehzahl achten) verwendet werden.
Der Metallbohrer
Diese Bohrerart ist für Bohrungen in Metallen aller Art gut geeignet. Aus hochlegiertem Stahl gefertigt und mit einer Hartmetallspitze in HSS-Qualität versehen, verfügt der Metallbohrer über keine Zentrierspitze, da diese beim Eindringen in das Metall beschädigt würde. Die Spiralnuten des Bohrkopfes sorgen dafür, dass anfallende Metallspäne nach oben hin ausgeschieden werden. Bei Metallbohrungen ist die Verwendung eines Bohrständers stets anzuraten, auch sollte bei hartem Material bzw. großen Durchmessern eine langsamere, bei weichen Werkstoffen eine schnellere Drehzahl gewählt werden. Es empfiehlt sich, vor Bohrbeginn das Metall mit einem Körner anzukörnen, um eine optimale Führung des Bohrkopfes zu gewährleisten. Da beim Metallbohren hohe Temperaturen erreicht werden, sollte der Bohrer während des Arbeitsganges mit Wasser oder Öl gekühlt werden.
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Der Glasbohrer
Für das Bohren in Glas kommt ein spezieller Glasbohrer zum Einsatz, wobei kleine Löcher (bis 2 mm) mit einer Minibohrmaschine vorgebohrt werden sollten, um ein Abrutschen des Bohrers zu vermeiden. Größere Bohrungen werden durch vorsichtiges Drehen des Bohrers von Hand vorgekörnt, anschließend wird der Bohrvorgang mit niedriger Drehzahl gestartet. Da Glas bei hoher Temperatur bricht, sollte unbedingt mit Wasser oder Terpentin bzw. Petroleum gekühlt werden.
Der Universalbohrer
Der Universal- oder Mehrzweckbohrer stellt eine Kombination von Metall-, Holz- und Steinbohrer dar und ist bei Konstruktionen, die aus verschiedenen Werkstoffen bestehen und keinen speziellen Schwierigkeitsgrad aufweisen, bedenkenlos einsetzbar. Universalbohrer verfügen über eine angeschliffene Hartmetallplatte zur Durchführung von Schlagbohrarbeiten, wobei der Bohrer aus wärmeresistentem und extra hartem Arbeitsstahl gefertigt und daher auch für das Bohren in Metall geeignet ist. Die Spirale im Schaft sorgt für die Entsorgung der Bohrrückstände. Werden jedoch hohe Anforderungen an die Qualität der Bohrleistung gestellt, stellen die jeweils für ihre Aufgabe optimierten und in diesem Artikel vorgestellten Spezialbohrer die bessere Wahl dar.
Zusammenfassung
Die fachlich korrekte und präzise Durchführung anfallender Bohrarbeiten zählt zu den wesentlichen Eckpfeilern handwerklicher Kompetenz, der Wahl eines für das zu bearbeitende Material geeigneten Bohrers kommt dabei große Bedeutung zu. Der gut sortierte Fachhandel hält eine Vielzahl von unterschiedlichen Bohrern für die verschiedensten Anwendungszwecke bzw. Materialien bereit. Für ein optimales Arbeitsergebnis lohnt es sich, beim Einkauf auf Qualität zu achten, und lieber ein paar Euro mehr für qualitativ hochwertige Bohrer auszugeben.