Rigips oder Fermacell: Was ist zu empfehlen?

Von | 12. September 2018
Rigips Fermacell
Pexels / Pixabay

Gleichermaßen sind Rigips und Fermacell jahrzehntelang bekannte Lösungen, die sich im Trockenbau aufgrund einfacher Verarbeitung und vielfältiger Einsatzmöglichkeiten bewährt haben. Welche der beiden Platten die bessere Lösung für den Ausbau von Räumen ist, beschäftigt viele Bauherren, wobei die Meinungen weit auseinandergehen.

Letztlich ist vielen der Ursprung der Bezeichnungen unbekannt. Fermacell und Rigips sind Markennamen. Der Hersteller Rigips stellt sowohl Gipskarton- als auch Gipsfaserplatten (Marke Rigidur) her, bei Fermacell gibt es ausschließlich Gipsfaser-Produkte.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen beiden Platten

Während unter der Marke Rigips also Gipskartonplatten vermarktet werden, erhalten Bauherren von Fermacell dünnere Gipsfaserplatten, die allerdings deutlich schwerer als das Konkurrenzprodukt sind. Bereits bei den nüchternen Daten, zu denen Maße, Stärke und Gewicht gehören, weichen Rigips und Fermacell voneinander ab, was sich auf das Handling jedoch nicht auswirkt.

Gewicht und Maße von Fermacell

Fermacell Platten sind anders aufgebaut als Rigips. Der hier verwendete Gips wird um zerkleinertes Altpapier ergänzt, weshalb die Platten sehr steif sind. Sie brechen nicht so leicht wie Rigips, sind mit 11,5 kg je Quadratmeter aber deutlich schwerer. Für einen einzelnen Bauherren, der keine Unterstützung erhält, kann die Handhabung aufgrund des hohen Gewichts erschwert sein.

Dafür sind Fermacell Platten aber kompakter. Mit 1 x 1,50 Meter lassen sie sich auch allein gut tragen. Obwohl Fermacell Module 2,5 mm dünner sind als Rigips, sind sie um einiges stabiler. Gips und Altpapier werden hier vollständig bei der Produktion gemischt, sodass die einzelnen Elemente anschließend nicht mehr erkennbar sind.

Maße und Gewicht von Rigips

Fast jeder kennt sie und viele haben sie schon verarbeitet: Die Rigipsplatte ist das Trockenbauelemente mit VIP-Status. Die Platten bestehen im Wesentlichen aus Gips, der von einer dünnen Karton- oder Papierschicht umhüllt wird. Der Außenmantel schützt den Gips im Inneren und verhindert, dass die Platten brechen oder zerbröseln. Mit 1,25 x 2,00 m ist die klassische Rigipsplatte recht groß und für einen allein eher unhandlich.

Obwohl sie mit 12,5 mm deutlich stärker ist als Fermacell Platten, ist das Gewicht mit 9 kg je Quadratmeter deutlich niedriger. Die Rigipsplatten sind aber nicht so stabil. Ist die äußere Kartonschicht erst einmal beschädigt, lassen Schadstellen am Gips meistens nicht lange auf sich warten.

Rigips Fermacell

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Einsatzmöglichkeiten von Rigips und Fermacell

Wie erwähnt sind beide Bauplatten lediglich für den Indooreinsatz geeignet. Sie kommen beim Trockenausbau zum Einsatz, wobei es bei den Verwendungsmöglichkeiten Einschränkungen gibt. Wer rasch den Ausbau vorantreiben und dabei nicht auf Details achten möchte, ist mit der Fermacell Platte gut beraten. Die Fermacell Platte kann sowohl in Trockenräumen als auch in Feuchträumen eingesetzt werden. Klassische Trockenräume sind:

  • Wohnzimmer
  • Schlafzimmer
  • Diele
  • Kinderzimmer
  • Arbeitszimmer

Zu den Feuchträumen gehören Badezimmer, Hauswirtschaftsraum und Gäste-WC. Rigips ist in seiner Verwendung nicht ganz so flexibel. Die typisch weißen Platten sind auf die Verarbeitung in Trockenräumen ausgelegt.

Um gegenüber der Konkurrenz aufzuschließen, hat der Hersteller nachgelegt und sein Sortiment um Brandschutz- und Feuchtraumplatten ergänzt. Zu erkennen sind diese an den verschiedenen Farben. Brandschutz-Rigips kann beispielsweise hinter und direkt neben einem Kaminofen montiert werden.

Die Feuchtraum-Rigips-Platten haben eine beschichtete Oberfläche, die das Eindringen von Feuchtigkeit vermeiden soll, einem Wasserschaden trotzen aber auch diese Ausführungen nicht, sodass immer ein Austausch der kompletten Rigips-Platten sowie meist auch aller anderen Bauteile bei Nässe erfolgen muss. Fermacell-Platten sind hier robuster. Fermacell-Platten können Nässe sehr gut trotzen, sodass hier ein Austausch nicht immer zwingend erfolgen muss.

Unterschiede bei Verarbeitung und Werkzeugen: Rigips für den preisbewussten Heimwerker

Preissensible Heimwerker, die den Innenausbau so günstig wie möglich vornehmen lassen möchten, sollten den Fokus auf Rigips legen. Beim Zuschnitt entfaltet die Platte wichtige Vorteile. Jede Rigips-Platte können Sie mit einem scharfen Messer problemlos in der Länge und Breite zuschneiden. Hier reicht ein Cuttermesser ebenso wie ein Küchenmesser. Gut angeritzt, können die Platten auch entlang der vorgegebenen Richtung gebrochen werden, wodurch sich Zeit sparen lässt.

Rigips Fermacell

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Aufgrund der Zusammensetzung sind Fermacell Platten viel robuster. Hier reicht ein Cuttermesser für einen sauberen und geraden Zuschnitt nicht aus. Die Messer brauchen eine Widia-Spezialklinge. Sie besitzt eine Legierung aus Hartmetall, wodurch sie nicht so schnell bricht. Ist eine solche Klinge nicht zur Hand, kann auf eine Säge ausgewichen werden.

Es gibt auch Gemeinsamkeiten zwischen den Platten. Rigips und Fermacell brauchen für die Verarbeitung eine sogenannte Unterkonstruktion. Diese wird vor Montage der Platten an Decken, Schrägen und Wänden angebracht.

Die Unterkonstruktion setzt sich wahlweise aus Holz, also einem Ständerwerk oder Metallprofilen zusammen. Diese speziellen Trockenbauprofile sind kostenintensiver als Holz, versprechen aber eine einfachere Handhabung. Latten und Profile werden senkrecht im immer gleichen Abstand zueinander an der Wand angebracht. Bei Rigipsplatten gelten folgende Maximalabstände für Decken:

  • In Trockenräumen: 42,5 cm
  • In Feuchträumen: 33,3 cm

Fermacell-Platten kommt hier die stabile Materialzusammensetzung zugute, weshalb die maximalen Abstände hier wie folgt ausfallen können:

  • In Trockenräumen: 50 cm
  • In Feuchträumen: 42 cm

Wie wirken sich die Abstände auf das Baubudget aus? Die Fermacell-Platten brauchen weniger Elemente bei der Unterkonstruktion, weil diese weiter auseinander liegen dürfen. Dies trifft aber nur auf die 12,5 mm starken Platten zu. Dafür sind die Fermacell-Elemente in der Anschaffung teurer.

An geraden Wänden kann der Abstand auch größer sein, wobei die Fermacell-Platten sich hier keinen Vorteil gegenüber den Rigips-Elementen verschaffen können. Bei beiden Platten dürfen die Abstände zwischen Platten und Trockenbauprofil 62,5 cm nicht übersteigen.

Rigips braucht spezielle Schrauben

Steht die Unterkonstruktion für Rigips und Fermacell, zeigen sich zwischen den Platten weitere Unterschiede beim Befestigungsmaterial. Für die Montage der Rigipsplatten sind Schnellbauschrauben mit Trompetenkopf die erste Wahl. Durch den Trompetenkopf wird der Karton zwar eingedrückt, aber nicht beschädigt, weshalb hier maximale Haltbarkeit gegeben ist.

Rigips Fermacell

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Auch Fermacell-Platten halten ohne spezielle Schrauben nicht richtig. Ideal sind Schrauben mit Fräsrippen und Tiefsenkkopf. Die speziellen Rippen sorgen dafür, dass die Schrauben problemlos in das feste Material gedreht werden können. Hier dürfen die Schrauben außerdem in den Platten einsinken.

Welche Schraubenart für die Montage infrage kommt, wird ebenso durch die Unterkonstruktion beeinflusst. Bei Rigips gilt Folgendes:

  • Feingewindeschrauben für die Befestigung am Metallständerwerk
  • Schrauben mit Bohrspritze für die Befestigung am UA-Profil
  • Grobgewindeschrauben für die Befestigung an der Unterkonstruktion aus Holz

Fermacell-Platten werden unabhängig von der Unterkonstruktion immer mit Schrauben mit HiLo-Gewinde befestigt.

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Unterschiede bei der Schraubenlänge

Mit Gewinde und Eigenschaften der Schrauben ist die Auswahl bei den Rigips-Platten leider noch nicht beendet. Die Platten sind hier sehr anspruchsvoll, weshalb je nach Unterkonstruktion und hier verwendetem Material eine andere Länge infrage kommt.

Auf Holz lässt sich Rigips am leichtesten verarbeiten, weil die Schrauben hier 35 mm lang sein dürfen. Befindet sich auf der Holzkonstruktion Dampfsperre, misst die Schraube maximal 30 mm, sonst drohen Schäden an der Sperrschicht. Am kürzesten sind die Schrauben für Rigipsplatten bei Metallkonstruktionen. Die gerade einmal 25 mm langen Schrauben lassen sich nur schwer festhalten.

Auch hier sind die Fermacell-Platten die einfachere Lösung. Wer also nicht verschiedene Schrauben aufgrund der Unterkonstruktion wählen möchte, ist mit den Fermacell-Platten besser beraten. 30 mm lange Schrauben für sämtliche Unterkonstruktionen sorgen für einen guten Halt und eine bequeme Verarbeitung. Eine Unterkonstruktion aus Metall und 10 mm Fermacell-Platten lassen sich auch mit 22 mm langen Schrauben verbinden.

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Wo werden mehr Schrauben gebraucht?

Ein weiteres Kriterium bei der Frage, ob Rigips oder Fermacell-Platten die bessere Wahl sind, bezieht sich auf die Anzahl der Schrauben. Hier kommen den Fermacell-Platten die deutlich stabileren Materialeigenschaften zugute. Da sich die Fermacell-Platte nicht so schnell durchbiegt, brauchen Sie auch bei großem Abstand weniger Schrauben. Hier werden die Schrauben wie folgt verarbeitet:

  • An der Wand im Abstand von 25 cm
  • An der Decke und Dachschräge im Abstand von 20 cm

Rigips neigt dazu, sich bei zu großen Schraubenabständen durchzubiegen. Gegenüber den Fermacell-Platten fällt der Schraubenabstand beim Rigips viel geringer aus und beträgt maximal 17 cm, gleich ob die Platten an der Wand oder Decke montiert werden, wobei an der Decke der Abstand auch knapper gewählt werden kann. Je nach Plattenart, Stärke, Schraubenlänge und Montageort werden für die Rigips-Platten doppelt so viele Schrauben gebraucht wie für Fermacell.

Unterschiede bei der Spachtelmasse

Auch beim Spachteln haben Rigips und Fermacell gewisse Eigenheiten, die angefangen von der Spachtelmasse über deren Hersteller bis hin zur Verarbeitung beachtet werden müssen. Die Spachtelmasse, die in den Fugen und über den Schrauben aufgetragen wird, nimmt Spannungen nach der Montage auf und verhindert Risse und Beschädigungen des Rigipses.

Rigips Fermacell

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Rigips lässt sich einfach spachteln, was unter anderem der Form der Längsseiten geschuldet ist. Durch sie entsteht schnell eine ebene Fläche. Für Rigips bieten sich Spachtelmassen der Firmen Knauf und Uniflott an. Nach dem Auftragen der Spachtelmasse zwischen den beiden Platten entsteht eine glatte Oberfläche, die akkurat an den Rigips anschließt.

Fermacell Platten haben gerade Kanten. Das sorgt bereits bei der Verarbeitung für Besonderheiten. Während Sie Rigips stets direkt nebeneinander legen können, muss bei den Fermacell Platten immer ein wenig Abstand gehalten werden. Hier reichen wenige Millimeter aus. Diese Dehnungs- und Arbeitsfuge zwischen den Platten muss durch Spachtelmasse geschlossen werden. Das Spachteln dauert bei den Fermacell-Platten also länger als bei Rigips. Fehler beim Spachteln sorgen später für Risse in den Fugen.

Der Preis: Ist Rigips wirklich günstiger als Fermacell?

Oft ist die Entscheidung für oder gegen eine der beiden Platten vom Preis abhängig. Tatsächlich weichen die Plattenpreise stark voneinander ab. Wer besonders günstig den Trockenausbau realisieren möchte, ist mit den Rigips Platten gut beraten. Zwar braucht es hier für die Montage teilweise doppelt so viele Schrauben und spezielle Plattenausführungen, doch der Quadratmeterpreis der reinen Platte ist gering.

Schon ab 2,79 Euro können die Rigips Platten je Quadratmeter verarbeitet werden. Dafür ist die Qualität der Platten aber auch geringer und die Verwendung mit diversen Einschränkungen verbunden.

Die Befestigung der Rigipsplatten funktioniert nur mit den Schnellbauschrauben, wobei hier die Länge auf den Untergrund abgestimmt werden muss. Wer aber nur eine alte Wand verkleiden möchte, ist mit den Rigips Platten gut beraten, zumal die abschließenden Spachtelarbeiten leichter von der Hand gehen.

Anspruchsvolle Bauherren, die stabile Wände bauen möchten, brauchen stattdessen Fermacell Platten. Sie sind gut doppelt so teuer wie die normalen Rigips-Platten. Hier liegt der Quadratmeterpreis bei wenigstens 5,79 Euro. Fermacell-Platten sind in der Verwendung flexibler, da sie uneingeschränkt in jedes Badezimmer passen.

Sie werden mit nur halb so vielen Schrauben befestigt wie die Rigips Platten, was aber den Mehrpreis der Platten an sich nicht aufwiegen kann. Dafür halten die Konstruktionen sämtlichen Belastungen stand.

Fermacell und Rigips decken unterschiedliche Anforderungen und Ansprüche von Bauherren ab. Aus baubiologischer und ökologischer Sicht gelten aber beide nicht als optimal. Hier gibt es mittlerweile mit Lehmbauplatten sowie den Strohbauplatten im Trockenbau gute Alternativen. Es lässt sich pauschal nicht beantworten, welche der beiden Platten die bessere Wahl ist, zumal dies erheblich von den Wünschen und Ansprüchen der Bauherren abhängig ist.

3 thoughts on “Rigips oder Fermacell: Was ist zu empfehlen?

  1. JürgenTI

    Soweit ich informiert bin, gibt es Fermacell mittlerweile auch mit abgesenkten Kanten (TB-Kante, siehe Herstellerangaben).
    Somit sollte die Montage nun auch einfacher sein.
    Ich beabsichtige die Fermacell an der Decke auf einer Konterlattung und an den Wänden direkt auf die OSB der Holzständerwände anzubringen.
    Hat hier jemand ähnlich Erfahrungen?

    Antworten
    1. Thomas

      Hallo, exakt so mache ich es auch.
      Die Unterkonstruktion mit Holzlatten, darauf Osb Platten, und dann Fermacell Gipsfaserplatten mit 0,5mm Fuge, und diese dann OHNE Geweben verspachteln…….Sensationell, es gibt KEINE Risse!!
      Egal ob Wand oder Decke, hält sehr gut und gibt hinterher auch ein “gutes Raumgefühl”.
      Ich bin einfach begeistert!
      lieber Gruß,

      Thomas.

      Antworten
  2. Stefan Jakobi

    Ich habe schon ein Haus renoviert und renoviere gerade das zweite. Immer hänge ich die Decken ab . Egal welche Konstruktion ich wähle . Ob neue Wand oder Decke, da kommt immer erstmal OSB drauf. Und dann habe ich immer Rigips direkt aufgeschraubt.

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